Belo Horizonte war so sauber und ähnelte so sehr dem gutbürgerlichen Stadtteil Botafogo in Rio de Janeiro, und die Menschen waren langsamer, zurückhaltender und starrten mehr, dass ich es auf Anhieb nicht so mochte, wie ich es gerne mögen wollte, weil es die Lieblingsstadt einer meiner Lieblingsmenschen ist. Noch dazu wohnte ich in einem Upper-middleclass Haus, was aufgrund der bevorzugten Lage natürlich doch sehr angenehm war. Ich sah mir alles völlig übermüdet, obwohl ich die meiste Zeit im Bus geschlafen hatte, gleich am ersten Tag an: den Mercado Central, den Parque Municipais (doch, wunderschön!), einige Niemeyer Gebäude und das netteste Café, in das ich mich auch gleich hineinsetze.

Oscar Niemeyer in Belo Horizonte

BH

BH III

Weil ich am nächsten Tag sehr früh aufstehen muss, trinke ich nur ein paar cervejas artesanales mit meinem netten Gastgeber Ciro, arbeite noch kurz etwas und gehe schlafen. Und am nächsten Tag: der Besuch des wohl schönsten Kunstparks der Welt. Wenn man reich ist und sein Geld in so etwas wie diesen Park investiert, dann lohnt sich das wohl schon. Vor allem wenn man die begabtesten Architekten und Künstler beauftragt mit der Gestaltung. Natürlich tut die Natur Brasiliens ihr Übriges dazu, aber man muss ja auch erstmal auf den Gedanken kommen, diesen Park zu entwerfen. Alle Gebäude, alle Wege und auch die Toiletten waren auf so eine unaufdringliche Art geschmackvoll gestaltet, dass ich mir vorstellen konnte, hier für Wochen zu bleiben. Aber die Hotels für noch mehr Kunsterfahrung, an noch mehr Tagen, der Park ist nämlich über 1200 Hektar groß stehen noch nicht.

Doug Aitken, Inhotim

Doug Aitken, InhotimInhotim, Minas Gerais

Inhotim

Besonders schön: den Klang der Erde über Mikrophone in einem Raum, der Ausblick über die Landschaft gab zu hören, der sich wirklich von Moment zu Moment völlig veränderte (im Sonic Pavilion von Doug Aitken), die Bilder des brasilianischen Künstlers Luiz Zerbini, auch die dokumentarische Kunst von Rio Branco, ebenfalls Brasilianer und irgendwie auch das Schwimmbecken, dass im Stile eines Adressbuches gestaltet war und in das man hineinspringen durfte, was, immerhin, ein kleiner stolzer Junge auch tat. Weil alle Zeichen in Richtung Ouro Preto deuteten (ich war gerade dabei einen Hotelführertext für den Ort zu schreiben, eine Freundin von Ciro übernachtete bei ihm, die gerade davon kam…) entschloss ich mich, den nächsten Tag Ouro Preto, dieser hübschen, äußerst hübschen, Kolonialstadt zu widmen. So blieb für Belo Horizonte nur ein letzter Ausgehabend, an dem ich Savassi kennenlernte, wo sich all die jungen Menschen treffen, um vor den Bars sitzend ihre Getränke zu genießen.