Hannes kenne ich schon über 15 Jahre. Wir hatten uns bei einem Praktikum für ein Filmfestival in Berlin kennengelernt und wurden ziemlich schnell beste Freunde.
Um genau zu sein, nach einer wilden Partynacht, die ungefähr zwei Tage dauerte. Hannes nämlich ist die einnehmendste, charmanteste Person, die ich kenne, ein kleines Kommunikationsgenie, das durch seine Mischung aus Witz, Intelligenz und Charme praktisch in jedem Menschen, dem er begegnet, direkt Liebe hervorruft.
Natürlich weiß ich schon seit langem von seiner besonderen Kindheit, die er für mehrere Jahre, wegen der Arbeit seiner Eltern, in Afrika verbracht hatte. Und zwar in Kenia, im Senegal und in Guinea Bissau. Ich vergesse es manchmal, weshalb ich mich besonders freute, als er vorschlug eine Kitchen Story mit mir zu machen. Nach so vielen Jahren, in denen ich dieses Projekt einfach vergessen hatte, bzw. es versäumt hatte, die Geschichten zu schreiben, wenn ich denn mal extra zum Essen mit Hintergrundgeschichte eingeladen worden war.
Weil das Essen an einem der sogenannten Hundstage stattfand, und Hannes durch seine neue Arbeit als Chef ziemlich lange arbeitete, trafen wir uns erst auf ein Bier an der Spree, auf Moabit-Seite und redeten über diverse Dinge, wie Job, Freizeitstress und Männer. Glaube ich. Ein in der Hitze genossenes Bier führt ja manchmal dazu, dass man sich so ganz genau nicht mehr erinnern kann.
Nach diversen Einkäufen, die wir noch zusammen erledigten, hub Hannes dann mit kochen an und es war wirklich das allererste Mal, dass ich auch ein bisschen mithalf. Natürlich nur beim schnippeln von Gemüse. Der Okraschoten. Normalerweise liebe ich es, gar nichts tun zu müssen. (Wenn ich dann aber zum Essen einlade, was gar nicht so selten passiert, muss mir dann auch wirklich niemand helfen. Außer es artet aus.)
Was alles hineinkam:
800 g Lammfleisch (Hühnchen ginge auch)
Olivenöl zum Anbraten
8 mittelgroße Tomaten
einige EL Tomatenmark
einige EL Erdnussbutter (Hannes bereute es am Ende, nicht ein paar mehr Esslöffel hineingetan zu haben)
4 Zwiebeln
1/2 Stange Lauch
4 Knoblauchzehen
1/2 grüne Paprikaschote
400 g Okraschoten
Petersilie
ggf. eine Möhre/eine Kartoffel
evtl. etwas Thymian/evtl. Maggi-Würfel (die Erklärung dazu, über Hannes’ Mutter:
Karamba erzählte uns die Story. In seiner Heimat vollzog Maggi in den 60er Jahren einen regelrechten Siegeszug. Jede Hausfrau, die etwas auf sich hielt, hatte eine stilechte Würzflasche bei sich zuhause. Auch die Brühwürfel zählten zu jeder guten Haushaltsausstattung! Und so kam es, dass die traditionellen Rezepte seiner Großmutter und Mutter eben diese Zutat enthielten. Nur mit einem Maggi-Würfel ist es das echte senegalesische Rezept, erklärte er. Denn das hat Tradition.)
dazu: Reis
- Das Olivenöl erhitzen, das gewürfelte Fleisch scharf anbraten. Gewürfelte Tomaten, drei gehackte Zwiebeln und (nach Belieben) etwas Tomatenmark zugeben und weiter kochen lassen.
- Erdnussbutter mit etwas Wasser umrühren, bis sie eine sämige Konsistenz hat. In den Topf geben und weitere fünf Minuten kochen lassen.
- Währenddessen eine Mischung aus einer gehackten Zwiebel, der gewürfelten Paprika, dem geschnittenen Lauch, den gehackten Knoblauchzehnen und den Okraschoten mit einigen Stielen Petersilie sowie – nach Geschmack – den Maggi-Würfeln pürieren und in das Gericht geben.
- Bei niedriger Temperatur weiter köcheln lassen – je länger, desto besser. Nach Belieben für die Konsistenz der Sauce Möhren- und Kartoffelstücke mitkochen und mit Thymian abschmecken. Die Sauce ist ideal, wenn sich eine Fettschicht auf der Oberfläche zu bilden beginnt.
- Mit Reis servieren.
Mit dem Kochen einher, gingen diverse kleine Erinnerungen, die aus Hannes’ Mund geflossen kamen. Hannes erinnert sich immer gerne an seine Zeit in Afrika und das Gericht, was er nun kochte, war eines der Staples, die er in allen drei Ländern gekocht bekam, was er heute aber vornehmlich noch bei seiner Mutter bekommt, die das noch ab und an kocht. Mag sein, dass es auch mit seiner eigenen Geschichte zusammenhängt, dass Hannes besonders sensibilisiert ist für jegliche Art von Rassismus und Neo-Kolonialismus.
Deshalb möchte ich euch an dieser Stelle nicht dieses Foto vorenthalten, auf dem Hannes einfach wie ein besonders niedlicher Junge aussieht, dem man vielleicht schon anmerken könnte, dass er eines Tages begeisterter Fan von RuPauls Dragway werden würde?
Vielleicht noch ein bisschen mehr reden wir darüber, dass Hannes neuerdings Chef ist, was in unseren Kreisen einiges her macht. Am erstauntesten ist Hannes über die „Entwicklung“, die er durchgemacht hat, vom Berliner Partyboy zum Chef, in nur knapp zehn Jahren oder so. Da lag dann natürlich auch noch ein ganzes Studium dazwischen. Jedenfalls ist Hannes jetzt seit einer Woche Chef und weiß noch gar nicht so recht, wie er sich als solcher benehmen soll. Er kümmert sich bei seiner Arbeit um die Integration von Migranten und die Verbreitung von Diversität in verschiedenen Institutionen. Ganz passend, als hätte er das alles so geplant, ist er schon vor einigen Jahren nach Charlottenburg gezogen, wo er ganz seine „bürgerliche“ Seite ausleben kann.
Dieser Abend war nur einer von vielen, wo wir beide ein wenig über die Stränge schlugen, wie man so schön sagt, aber wie immer mit Hannes, war es ein sehr netter Abend, von denen es hoffentlich in Zukunft noch unzählige geben wird, ob mit Kindheitsgerichten und Alkohol, eins von beidem oder nix von beidem. Hauptsache mit Hannes.
I have known Hannes for more than 15 years now. We met while we were both interns for a film festival in Berlin and became best friends pretty quickly; to be more precise, after a night of partying, which lasted around two days. Hannes is the most intriguing and charming person I know, a little genius of communication who, through a mixture of wit, intelligence and charm makes everybody fall in love with him right away.
I have known about Hannes’ unique childhood for a long time. It was spent partly in Kenya, Senegal and Guinea due to the nature of his parents’ work. Sometimes I forget about his upbringing so when he suggested doing a Kitchen Story with me I was particularly happy to hear about it again. His offer came after many years of my neglecting the project and failing to write down stories of many special evenings. It was so nice to get back to it, and even more so to do it with my best friend as my cook and storyteller.
As the dinner was happening on a so-called “Dog day” (the hottest days of the year are called “Hundstage” in Germany) and Hannes, who was recently promoted, had to work late, we met first for a beer at the river in Moabit. We talked about different things: jobs, leisure-time-stress and men, I think. One beer, drunk in the heat of the day makes you easily forget things…
After some grocery shopping, which we did together, Hannes started to cook. I’m pretty sure it was the only time that I have ever helped him.
Normally I like it best when I have nothing at all to do with someone else’s cooking or meal prep. As a guest I consider my main duties to be chatting and drinking wine, both areas in which I have considerable talent. In my defence, when I am the one inviting friends to lunch or dinner – not an uncommon occurrence as I do like to cook – I don’t expect anybody to help me either. That is until everything becomes a mess. Then, I demand help.
Recipe:
800 g lamb (you can also use chicken); olive oil
8 tomatoes
some tablespoons tomato paste
some tablespoons peanutbutter
4 onions
½ leek
4 garlic cloves
½ green bell pepper
400 g okra pods
parsley
a carot, a potato if you like
maybe some thyme, maybe 4 Maggi cubes
Instructions
- Heat the olive oil, fry the diced meat. Add diced tomatoes, three chopped onions and some tomato paste and leave it cooking.
- Stir the peanutbutter with some water, until it reaches an agreable consistency. Give it in the pot and leave 5 minutes cooking.
- Meanwhile puree a mixture of chopped onion, diced bell pepper, the cut leek, chopped garlic and the okra pods with a bit of parsley – and if you like, some Maggi.
- Leave simmering at low temperature – the longer, the better. If you like you can add diced carots and potatoes and season it with thymes. The sauce is perfect when a fat layer appears on top of it.
- Serve with rice.
As we chopped and stirred memories streamed out of Hannes’ mouth. He still loves to remember his time in Africa. The dish he was preparing for me, Maffé, as one of the staples cooked for him in each one of the three countries he lived as a child.
Perhaps it has to do with his own story that Hannes has an increased awareness for any kind of racism and neo-colonialism.
For this reason I couldn’t resist sharing that particularly cute photo of 6-year old Hannes in which it’s easy to see how he might one day become a huge fan of RuPaul’s Drag Race.
As we ate we talked about Hannes being a new boss, responsible for the integration of migrants and the dissemination of diversity in different institutions. The most surprised by this step in his career is Hannes himself, who went from being a Berlin party boy to becoming a boss in less than ten years. In what was an impressively rapid trajectory, he finished his second studies and got another Masters degree.
He has been a boss for a week or so now, and he’s still not sure how to behave like one. What is fitting, however, is his move to Charlottenburg some years ago, where he can fully live out his „bourgeois“ tendencies. If you didn’t know Hannes as well as I do, you might wonder if he had had this career move into management planned all along.
As most evenings with Hannes go, it was a lovely evening; the perfect mix of chatting, food, and the perfect amount of alcohol. But even without these additions I am always happy to come again, just as long as Hannes is there.
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