Itacaré ist eigentlich ein kleiner Fischerort, der seit die Straßen in und um das Städtchen neu gebaut wurden, vom Tourismus überflutet wird, sich aber seinen jugendlichen Surfercharme bis heute bewahrt hat, sagt Lonely Planet. Alle neuen und alten Freunde in Brasilien haben Itacaré schon in ihrem Leben besucht, es geliebt oder zumindest gemocht und so stand es von Anfang an auf meiner To-Do Liste. Das Hostel, dass ich mir ausgeguckt habe liegt im Arbeiterviertel, hat einen wunderschönen Swimmingpool und ist so menschenleer, dass Marthe, eine Anthropologin aus Utrecht mit der ich zusammen ankomme, direkt beschließt in’s Zentrum umzuziehen. Und ich habe für fünf Tage ein 2-Zimmer Apartment ganz für mich alleine. Und wohne noch dazu in der interessantesten Gegend, von der gesagt wird man könne darin nach Einbruch der Dunkelheit nicht alleine unterwegs sein, was aber gar nicht stimmt, was zumindest der amerikanische Hostelmanager sagt.

Am ersten Morgen finde ich die einzige Bäckerei der Gegend, am Rande des Fußballplatzes, wo ich nun jeden Tag meinen Kaffee trinke und mir, weil er so schwach ist, immer noch einen zum Mitnehmen bestelle, der jedes Mal in einer neuen Gefäßart transportiert wird. Ich erwähne das nur, weil der Bäcker so freundlich ist (zwischendurch hege ich kleine zukünftige Familiengründungsgedanken) und jedes Mal eine größere Flasche auftut, die er mir mit Café com leche füllt und das Ganze für so etwa 30 Cent. Hier ist jedenfalls der Ort, an dem an einem Samstagmorgen einige junge Männer mit ihren Vogelbauern aufkreuzen, darin jeweils ein unverhältnismäßig kleines Vögelein. Die jungen Männer machen sich gegenseitig Komplimente für ihre hübschen Vögel und ich frage sie was sie mit ihnen machen. Es stellt sich heraus, dass sie einfach nur mit ihnen spazieren gehen. An jenem Samstag treiben sich auch außergewöhnlich viele aufgestylte Pferde um den Fußballplatz herum, deren weitere Funktion ich nicht erfrage. Später aber sehe ich zwei schwarze, gutaussehende Jungs auf dem Rücken von zwei von ihnen durch die Gassen von Itacaré galoppieren und frage mich, warum ich eigentlich nie meinen Fotoapparat da habe, wenn es wirklich vonnöten wäre.

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Was es ansonsten in Itacaré zu tun gibt: die fünf Stadtstrände erkunden. Der Concha ist der einzige Strand, an dem das Wasser so ruhig ist, dass sich hier anständig schwimmen lässt. Aber er ist zugebaut mit den Stühlen und Tischen der Cafés und Restaurants, die dem ganzen Setting ein wenig seinen Charme, wie auch den Platz nimmt. Am Ende des Strandes gibt es einen kleinen Hügel, auf dem sich zum Sonnenuntergang die Menschen versammeln, um bei esoterischer Hippiemusik, die aus unauffindbaren Lautsprechern erschallen, dem Ganzen zuzusehen. Der schönste Strand ist der, an dem man nicht schwimmen kann, weil das Wasser nicht sauber genug ist, der Praia Coroinha. Hier liegen die alten Fischerboote im Wasser und hier läuft der Fluss Concha hinein und man kann auf eine Landzunge mit Sandstränden, dahinter das Meer- hinausblicken.

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Am besten vom Restaurant Botecare aus, da hängen auch die ganzen Leute von hier ab und das Essen ist gut und günstig. Mindestens einmal muss man eines der Boottaxis auf die Landzunge nehmen, am besten wenn man sehr verkatert ist und es ausnutzen, dass man sowohl auf der Flussseiten schwimmen gehen kann, als auch auf der wilden Meerseite. Vielleicht weil Winter ist, stehen zur Flussseite hin, lauter unbenutzte Liegen herum, auf denen es sich vortrefflich schlafen lässt.

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Bleiben die Strände Resende, Tiririca, Costa und Ribeira übrig, die, wenn man die Hauptstraße des Touristenvergnügens hinunter läuft, einer nach dem anderen auf der linken Seite auftauchen und vor allem von Surfern frequentiert werden. Über den Ribeirastrand kann man auf einer Zipline von einem Ende zum anderen hinwegsausen, was ich gemacht habe, weil ich nicht verstanden hatte, was es mit dem Pfad, der über die Bäume hinwegführt auf sich hat, von dem mir ein Freund erzählt hatte. Es war ein ziemlich anspruchsvoller Klettersteigpfad oder so, wo man, durch Seile gesichert, verschiedene Ziplines entlangbalancieren musste, mit nur wenigen haltgebenden Möglichkeiten. Was für ein Abenteuer! Dann muss man einmal zum Prainha Strand laufen, der scheinbar in ganz Brasilien aufgrund seiner Schönheit berühmt ist und sich gegen das ganze Städtchen durchsetzen, das behauptet es sei gefährlich es alleine zu tun, und es alleine tun. Und den Strand finden und sich fragen, was sie eigentlich alle haben, so schön ist er doch gar nicht, schwimmen gehen und zurücklaufen und sich mit älteren Kokosnussverkäufern in gebrochenem Portugiesisch unterhalten, während der Regen über die Zeltplane läuft. Dann muss man sich nur noch von dem amerikanischen Hostelmanager und Restaurants in L.A. Besitzer zu einer Motorradfahrt zum Enginhoca Strand einladen lassen, wo das Wasser dann gerade so hoch steht, dass man nicht den wunderschönen Nachbarstrand besuchen kann und später noch die besten Empanadas der Region in einem Restaurant an der Landstraße probieren und sich noch später völlig übertrieben betrinken. Dann muss man sein Handy an die Boxen der Bar anschließen und die gesamten Anwesenden mit der eigenen Musiksammlung überraschen und entzücken. Oder so.

So war das in Itacaré. Bleibt nur zu erwähnen, dass ich mir am letzten Tag an einem zu heißen Pastel die Backe verbrannt habe (von außen) und sich das heiße Fett, das aus dem Käse im Innern herauswollte, sich gleichmäßig über meinen Busen verteilte (große Freude über das noch nie verwendete Wort Busen an dieser Stelle, was mit meiner leichten Angetrunkenheit zusammenhängen mag, da ich den Sonntag nach brasilianischer Art verbringe, was heißt möglichst früh mit dem Bier trinken anzufangen und eher gar nicht damit aufzuhören).